Lassen Sie Blumen sprechen

Das bekannte Sprichwort „Etwas durch die Blume sagen“ ist sicher jedem bekannt. Und gewiss stand schon der eine oder andere einmal vor der Frage: Welche Blumen soll ich verschenken, ohne dass die / der Beschenkte auf falsche Gedanken kommt?

Blumen sprechen eine Sprache für sich, obgleich der Ursprung ihrer Bedeutung heute meist schwer nachvollziehbar ist und sich im Laufe der Zeit sogar verändert hat. Von Pflanzen abhängig waren die Menschen schon lange, indem man ihren Nutzen schnell erkannte, sei es als Heilmittel oder beispielsweise als Grundlage für den Bootsbau im alten Ägypten (Papyruspflanze). Viele Hieroglyphen sind von Pflanzen kopiert. Ungefähr im Jahre 1600 hat sich die Blumensprache vielschichtig im Orient, in Konstantinopel, entwickelt. Da der Mensch ein Wesen ist, das Gefühle oft nur schwer aussprechen kann, müssen die Blumen zu Hilfe gezogen werden.



Nach Europa verbreitete sich die Blumensprache durch die englische Lady Mary Wortley Montagu, die während ihres Aufenthaltes in der Türkei auf „Selam“ stieß, das Alphabet der Blumen verbunden mit der Kunst, Pflanzen anzuordnen. Gefühle und Gedanken, auch heimliche, konnten damit durch die Blume übermittelt werden, ohne schriftlich hinterlassen zu werden. Zurück in England erwachte ein neuer Modetrend, der sich mit hinzugefügtem Wissen Anfang des 18. Jahrhunderts rasch verbreitete. Die Französin Charlotte de la Tour verfasste dann das erste Wörterbuch der Blumen, vielleicht weil sich mittlerweile verschiedene Blumen-Codes gebildet hatten. Gekonnt wie ein Übersetzungsbüro enthüllte sie die Sprache der Blumen und der dahinter stehenden Gefühle.

Erst 1879 erschien das tatsächliche Werk der Blumensprache aus der Feder von Miss Corruthers of Inverness, das sich als Grundsatz in England und Amerika entwickelte. Nach Deutschland hat sich der Trend nicht so extrem ausgebreitet, sodass die Bedeutung von nur wenigen Blumen bekannt ist, allen voran natürlich die rote Rose.

Die Charakteristik der Blumensprache geht hauptsächlich aus dem Aussehen hervor, wobei die Farben einen zusätzlichen Einfluss nehmen. Rot steht dabei für Liebe, Feuer, Kraft und Leidenschaft. Die Chinesen beispielsweise verbinden rot mit Reichtum und Glück. Je dunkler das Rot, desto intensiver sind die Gefühle. Je blasser das Rot, umso mehr gehen die Empfindungen in die zartere Richtung. Rosatöne werden demnach als romantisch gedeutet, schließen aber keineswegs aus, dass sich diese Zärtlichkeit nicht noch stärker entwickeln kann.

Ein kräftiges Gelb ist gleichzusetzen mit Lebenslust und Energie. Nach einem langen Winter erwacht der Mensch mit dem ersten Sonnenstrahl zu neuem Leben, wirkt gleich viel fröhlicher und fideler, aus wäre er aus einem tiefen Loch gekrochen. Die Sehnsucht auf Urlaub in warmen Gefilden steigt. Ein Ferienhaus in der Toskana wäre da sehr passend. Doch Vorsicht: Gelb ist auch die Farbe des Neides und kann abkühlende Gefühle demonstrieren.

Orange als Zwischenton von rot und gelb zeigt Kraft, Dynamik und Lebensmut. Es ist das Symbol der Wärme und sich Wohlfühlens. Die Buddhisten rund um den Dalai Lama bevorzugen orange Kleidung, da diese Farbe dem Buddhismus nach der höchsten Stufe menschlicher Erleuchtung gleichgestellt wird.

Weiß steht für Unschuld, Reinheit und Heiligkeit. Deshalb wird sie beispielsweise als ideale Farbe für Brautkleider angesehen. Weiß erscheint immer edel, symbolisiert aber auch Abschied bis hin zum Tod.

Blau ist eine königliche Farbe. Je dunkler das Blau, desto mehr wird es mit Treue und Beständigkeit empfunden. Zartere Blautöne haben eine frischere, freiere Wirkung. Die Chinesen sehen Blau als etwas Mystisches an, während die früheren Ägypter auf dessen Heilwirkung schworen. Wie beispielsweise auch Magnetschmuck eine heilende Wirkung nachgesagt wird.

Violett symbolisiert etwas außergewöhnliches, das sich auch ins Mystische ziehen kann. Im Hinduismus steht diese Farbe für Individualität und Ehre. Grün versinnbildlicht immer das Leben. Nach dem Winter erwacht die Pflanzenwelt mit Kraft und Energie zu neuem Dasein und malt die Natur grün an. Etwas Neues beginnt und lässt wieder hoffen. Die Tradition des grünen Weihnachtsbaums symbolisiert beispielsweise die Hoffnung auf Jesus.

Lesen Sie nun hier, was Blumen verraten:

Die Rose:
Als Königin der Blumen steht die Rose als Symbol der Liebe und verkörpert pure Schönheit. In rot verspricht sie leidenschaftliche Liebe; rosa lässt auf zarte Gefühle schließen. Blautöne verraten etwas unerreichbares, während gelb mit Neid und Untreue einhergeht. Weiß offenbart heimliche, unaussprechliche Gefühle.
Eine einzelne Rose charakterisiert eine einfache Liebe. Rosenknospen deuten auf ein Erwachen von Gefühlen hin, Blütenfülle versprüht Harmonie. Welkende Rosen stehen für Klärungsbedarf, wohin gehend bei ganz verwelkten Blüten die Vergänglichkeit gesiegt hat.

 

Die Calla:
Als Zeichen für Unsterblichkeit und Bewunderung über den Tod hinaus sind vor allem weiße Callas beliebte Blumen für Beerdigungen. Als Übermittler von Eleganz, Schönheit und Anerkennung hat sich die Calla mittlerweile auch als beliebte Blume für Hochzeiten entpuppt. Im öfter sieht man sie beim Tausch der Eheringe im Bouquet der Braut.

     
 

Die Sonnenblume:
Als Sonnensymbol steht die Sonnenblume für den Sommer und damit für Wärme und Fröhlichkeit, stets mit einem Lächeln verbunden. Das Zeichen der Hippiebewegung und auserwählter politischer Parteien verspricht persönliches Wachstum und Entwicklung. Doch zu hoch gewachsene Sonnenblumen beinhalten mitunter unnahbaren, übertriebenen Stolz.

 

Die Orchidee:
Außer in der Antarktis lässt sich die Orchidee als zweitgrößte Familie unter den bedecktsamigen Blütenpflanzen auf jedem Kontinent finden und erfreut sich aufgrund ihres Gattungs- und Artenreichtums großer Beliebtheit. Aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit an sowohl heiße als auch kalte Regionen bescheinigt die Orchidee eine gewisse Klugheit und Intelligenz. In sexueller Hinsicht steht sie für körperliche Lust, Sehnsucht sowie Leidenschaft und symbolisiert Fruchtbarkeit, Schönheit und Macht.

     
 

Das Vergissmeinnicht:
Wie der Name schon sagt, steht das Vergissmeinnicht für die Unvergesslichkeit. In vielen Sprachen trägt die Blume einen Namen mit der gleichen Bedeutung, z. B. englisch „Forget-me-not“. Liebende besiegeln mit den zarten Blüten echte Gefühle, Familien bezeugen ihre Zusammengehörigkeit. Es kann aber auch ein Abschied von der Liebe sein mit einem leisen Flehen: „Vergiss mich nicht.“ Im Nationalsozialismus stand das Vergissmeinnicht als Symbol der Freimaurerei.

 

Die Narzisse:
Die Narzisse, das Glückssymbol der Chinesen, steht für den sehnsüchtig, erwarteten Frühling und verspricht Fruchtbarkeit. Der Name der Osterglocken, der gelben Narzissen, beruht auf ihrer Blütezeit. Frische Narzissen sollen vor Höhenflügen mit Egoismus und Eitelkeit warnen und einen Wink geben, nicht zu übermütig zu werden.

     
 

Die Kornblume:
Einst nur als Wildblume angesehen, brachte dies der Kornblume den Ruf der Natürlichkeit und Zartheit ein. Als Hilfsmittel bei Entzündungen gern verwendet, strahlt das auffallende Hellblau Optimismus aus. Doch andererseits zieht sich genau dieser strahlende Farbton eine Spur ins Reich des Mystischen.

 

Die Strelitzie:
Die Strelitzie gilt unter den Pflanzen als unangefochtene Nummer eins der Exotik. Die außergewöhnliche Blütenform der Paradiesvogelblume verspricht Extravaganz, Verrücktheit und Einzigartigkeit und ist das perfekte Geschenk für einen außergewöhnlichen Menschen.

     
 

Der Flieder:
Der intensive Geruch des Flieders symbolisiert erwachende Gefühle, die von einfacher Zuneigung (weißer Flieder) bis hin zur frischen Verliebtheit (dunkler Flieder) wachsen. Außerdem ein Zeichen, um sich nach der Treue zu erkundigen.

 

Die Margerite:
Ihrer äußerlichen Einfachheit wegen strahlt die Margerite den Schein des Natürlichen aus. Hauptsächlich in Europa vorkommend, symbolisiert sie Echtheit, Positives und Glück. Wer sich der Liebe seiner/seines Auserwählten nicht sicher ist, fragt mitunter das Schicksal und zählt die weißen Blütenblätter anhand der Frage: „Sie liebt mich – sie liebt mich nicht …“

     
 

Die Nelke:
An der sortenreichen, duftenden Nelke zerrte einst das Gewicht der Spießigkeit, nachdem sie der Arbeiterbewegung als Erkennungszeichen diente. Inzwischen ist ihr Ruf wiederhergestellt und deutet in rot auf brennende Liebe, in weiß auf Treue und in gelb auf Ablehnung hin.

 

Die Gerbera:
Als Sonnenanbeterin, die in den wärmeren Regionen Afrikas und Asien ihren Ursprung hat, versprüht die beliebte Gerbera Charme und Heiterkeit. Als Schnitt- oder Topfpflanze vermittelt sie die Freude am Dasein der/des Beschenkten.

     
 

Die Chrysantheme:
Die Chrysantheme als Blume des Schicksals verbirgt Hoffnung und Entschluss auf eine Liebe, wohl auch wegen ihrer ausdauernden Blüte. Rote Chrysanthemen symbolisieren eine bereits bestehende Liebe.

 

Die Freesie:
Zierlich und feingliedrig, verzaubert die Freesie mit verführerischem Duft. Knospenreich entsteht eine Wirkung von Romantik und Zärtlichkeit und verspricht ehrliche Zuneigung.

     
 

Die Kamille:
Als Entzündungshemmer und Krampflöser beliebte Heilpflanze, verspricht die Kamille seit Jahrhunderten Linderung und Genesung von Beschwerden. Auch als immer mehr geschätzter Frühlingsbote steht sie für Hoffnung und Trost.

 

Die Lilie:
Bereits seit der Antike verkörpert die weiße Lilie Licht. Die echte Liebe besagt Reinheit in Form von Unschuld und Jungfräulichkeit, aber auch Schönheit. Selbst der Tod wird symbolisiert.
Die gelbe Lilie beichtet Prahlerei und Selbstgefälligkeit.

     
 

Die Tulpe:
In ihrem Ursprungsland Türkei symbolisiert die Tulpe das Leben an sich. Als Lieblingsblume der Deutschen kann die Tulpe mit der Rose gleichgesetzt werden, denn auch sie offenbart Liebe und Zuneigung. In Rot werden tiefe Gefühle laut, Rosa verinnerlicht noch zarte Gefühle. Mit Orange kommt eine Faszination zum Ausdruck und Blau verspricht Treue.

 

Die Anthurie:
Aufgrund ihrer auffälligen Form wird die Anthurie gern einzeln in Szene gesetzt und ihr geht daher der Ruf nach Provokation einher. Ihr exotisches Auftreten bescheinigt ihr vor allem in kräftigen Farbtönen eine Gewisse Stärke und Entschlossenheit, die maskulin wirkt.

     
 

Die Amaryllis:
Als beliebte Blume zur Advents- und Weihnachtszeit begibt sich auch die Amaryllis gern auf Solopfade. Mit ihrer prachtvollen Blüte verspricht sie keine große Liebe. Sie verrät ein gewisses Maß an Zuneigung und Anziehungskraft, in das jedoch nicht zu viel hineingedeutet werden sollte. Die Blume für die großen Gefühle ist unangefochten die Rose, aber auch die Tulpe.

 

Die Gladiole:
Die Farbpalette der Gladiole ist vielfältig, geht sogar bis hin zu mehrfarbigen Sorten. Hoch wachsenden Sorten wird Charakterstärke nachgesagt, schließt aber Überheblichkeit und falschen Stolz nicht aus.

     
 

Die Iris:
Wer die Iris verschenkt, hat gute Neuigkeiten im Gepäck. Die Blume der Energie und Kreativität diente neben der Sonnenblume bereits Vincent van Gogh als begehrte Vorlage für seine Gemälde. Auch unter dem Namen Schwertlilie bekannt, lässt die Iris keinen Zweifel, dass man bereit ist, um jemanden zu kämpfen.

 

Die Ranunkel:
Die auch als Hahnenfuß bekannt Ranunkel verspricht Romantik und Anziehungskraft. Die Blütenfülle will sagen, dass man für seine Attraktivität und Einmaligkeit geschätzt wird und einen magischen Eindruck hinterlässt.

     
 

Die Hyazinthe:
Die Hyazinthe als Frühjahrsblüher steht für Freundlichkeit und Wohlwollen. Ihr süßer Duft äußert den Wunsch nach mehr Hingabe und verspricht Treue.

 

Das Veilchen:
Wegen ihres zarten Aussehens und ihres natürlichen Duftes gilt das Veilchen als Blume der Bescheidenheit, Unschuld, Zurückhaltung bis hin zur Schüchternheit. Das blaue Veilchen bittet um Geduld.

     
 

Der Lavendel:
Ging dem Lavendel früher der Ruf des Misstrauens und Unbestimmtheit nach, bringt er heute mit seinem angenehmen Duft Hoffnung und Vertrauen mit. Als Parfum und in ätherischen Ölen ist er beliebt für seine reine und beruhigende Wirkung.

 

Die Ringelblume:
Da die Ringelblume eine entzündungshemmende, heilende Wirkung besitzt und deshalb gern in Cremes und Salben verwendet wird, geht ihr trotz ihres positiven Effekts auch der Ruf von Kummer und Schmerz nach. Die Heilung ist dabei aber nicht ausgeschlossen.

     
 

Die Hortensie:
Mit ihren beeindruckenden Blütenbällen, drückt die Hortensie große Bewunderung aus, die jedoch im Übermaß auch als Einbildung bis hin zur Arroganz gedeutet werden kann.

 

Das Primel:
Wie es aus dem Namen abzuleiten ist, gehört das Primel zu den ersten Frühjahrsblühern. Deshalb beschert es Zufriedenheit und sieht diese als höchstes Glück.

     
 

Die Glockenblume:
Die Glockenblume ist ein Zeichen der engen Verbundenheit. Es besteht eine Art Seelenverwandtschaft, sodass die Herzen im sprichwörtlichen gleichen Takt schlagen.

 

Der Fingerhut:
Der giftige Fingerhut blickt auf die Vergangenheit zurück und weist auf eine vergiftete Seele oder ein vernarbtes Herz hin. Schlechte Erfahrungen müssen erst überwunden werden.

Wer sich nun nach all der Auswahl nicht mehr sicher ist, ob er die richtige Wahl trifft, um der / dem Beschenkten nicht zu nahe treten zu wollen, der sollte sich am besten nicht nur auf eine Blumensorte und Farbe konzentrieren. Ein richtig bunter Strauß erfreut immer und lässt keine Zweifel mehr, dass er nichts anderes sagen soll, als

„Ich möchte Dir gern eine Freude machen und freue mich, dass es Dich gibt.“

Pflanzenkunde für Pflanzenfreunde